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Aktueller Stand zum Kükentöten
Millionen von Küken werden jedes Jahr direkt nach dem Schlüpfen getötet. Das ist nach der aktuellen Gesetzeslage auch erlaubt. Interessant das der Massentod der männlichen Küken erst jetzt wieder so eine starke Medienpräsenz erhält. Das Thema ist doch eigentlich uralt, wird aber jetzt gerne überall aufgenommen. Wir fragen uns, ob das Thema nicht aus mehreren Blickwinkeln und genauer betrachtet werden muss.
Also wie können wir in Zukunft das Kükentöten verhindern?
Fakten und Statistik
Aktuell werden jedes Jahr über 40.000.000 Küken getötet. Wir haben uns gefragt, wie die Zahl zustande kommt. Das war für mich eine sehr interessante Erfahrung zur Recherche. Fast alle besuchten Webseiten zu diesem Thema jonglieren mit dieser Zahl, geben aber keine Quelle an.
Das einzige was sich herausfinden lässt:
Über einen langfristigen Zeitraum kommen ungefähr gleich viele männliche als auch weibliche Küken zur Welt.
Mit dieser Annahme würden also etwa die gleiche Anzahl männliche Tiere auf die Anzahl der weiblichen Legehennen kommen. Auf der Seite von destatis, dem Statistischen Bundesamt Deutschland, ergibt sich aus der Statistik 41323-0001 1 für das Jahr 2018 somit zum Beispiel ein durchschnittlicher Bestand an Legehennen von 41.364.322, ergo 40.000.000 Hähne.
Was passiert mit den Küken?
Die „überflüssigen“ Küken werden entweder geschreddert oder mit Gas (CO²) erstickt.
Die toten Küken werden als Tierfutter in Zoos genutzt, bspw. für Schlangen
und/oder
gehen zermahlen/zerkleinert in die Futtermittelindustrie für Haustiere und Co.
Gründe für das Kükentöten
Massentierhaltung, Überfluss, Gier
Aber was ist dazu das eigentliche Problem?
Wirtschaftlichkeit
Dazu müssen wir einen Blick in die Vergangenheit werfen.
Früher wurden Hühner als Ganzes aufgezogen und verwertet. Das bedeutet, das Huhn hat die Eier gelegt, der Hahn wurde für das Fleisch genutzt. 2
Die meisten Menschen wussten noch das komplette Tier – also das Huhn oder den Hahn – zu verwenden.
Durch Züchtung wurde diese natürliche Verteilung „optimiert“.
Es gibt zwei Zuchtlinien: Die Masthühner und die Legehühner.
Und hier liegt auch der Hauptgrund für das Töten, denn das männliche Küken ist wirtschaftlich nicht attraktiv für die Industrie. Hähne kosten mehr in der Aufzucht, bringen nicht so viel Fleisch, können (logischerweise) keine Eier legen und benötigen viel mehr Zeit bis zur Schlachtreife.
Globalisierung
Die EU exportiert Unmengen an Hähnchenfleisch nach Afrika 3. Diesen Fakt haben wir so nebenbei mitbekommen. Der Europäer zieht am Hühnchen das magere Brustfleisch vor und deshalb wurde ein Abnehmer für die nicht so „attraktiven“ Hühnerbestandteile gesucht. Das sind beispielsweise die Schenkel, Flügel oder ältere Tiere bzw. „Überschussware“.
Diesen Abnehmer haben die Exporteure in Afrika gefunden und als Folge gehen die dortigen Produzenten pleite, Arbeiter verlieren ihre Jobs. Das Verrückte an der Sache: Aufzucht, Tötung, Verschiffung und der dortige Verkauf liegen unter den Kosten einer lokalen Aufzucht vor Ort in Afrika.
Was sagt das Gesetz zum Kükentöten?
Im Artikel 20a des Grundgesetzes heißt es seit 2002:
Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.
Fassung aufgrund des Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Staatsziel Tierschutz) vom 26.07.2002 (BGBl. I S. 2862), in Kraft getreten am 01.08.2002
Im Tierschutzgesetz wird in § 1 des Tierschutzgesetzes zwar die Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf betont, dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen sei. Doch § 2 des Tierschutzgesetzes relativiert den Schutzgedanken. Danach dürfen Tieren Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt werden, wenn ein „vernünftiger Grund“ vorliegt. Vernünftige Gründe sind laut Gesetzgeber unter anderem die „Freiheit der Berufsausübung“, „der Wissenschaft“, „der Kunst“ oder das „Recht auf Eigentum“ und damit die in der Verfassung garantierten Grundrechte.
Also stellen wir uns die Frage, ist die industrielle Produktion von Hühnern, die Aussortierung der männlichen Küken, weil diese nicht so viel Ertrag bringen, ein vernünftiger Grund? Mich würde ja interessieren, wie unsere Umweltpolitiker das beurteilen.
Das Land NRW hat übrigens 2013 versucht das Kükentöten ab 2015 zu verbieten. Dagegen klagten natürlich einige Betriebe und das Verwaltungsgericht in Minden stellte fest, dass das Töten im In- und Auslang üblich sei und es keine Alternativen zu der Tötung geben würde. 4
Alternativen zum Töten der männlichen Eintagsküken
Die erste Alternative kann der Hersteller umsetzen, benötigt aber für die Umsetzung vermutlich den nötigen Druck bzw. ein Gesetz, welches die Hersteller verpflichtet. Die beiden anderen Alternativen fordern den Kunden, da für mehr Aufwand auch mehr Kosten entstehen.
Geschlechtbestimmung im Ei
Die Bestimmung des Geschlechtes schon im Ei, wird gerade favorisiert 5 und deren Nichteinsatz mit fehlender Praxisreife erklärt. Im Prinzip ist auch das offensichtlich. Die Technik kostet Geld und die Industrie müsste entsprechend investieren. Dazu ist die Technik noch zu langsam für die industrielle Produktion und für uns löst sich das Problem nicht so wirklich, denn die Eier müssen ja auch konsumiert werden. 45 Millionen zusätzliche Eier mehr auf dem Markt dürfte die Preise ziemlich senken und damit haben die Betriebe kein Interesse an der Umsetzung.
Aufzucht der männlichen Küken
Bei dieser Alternative wird das männliche Küken eben mit aufgezogen. Also bei Legehennen, dann eben als Masthähnchen ohne Optimierung für den Fleischansatz. Das bedeutet ebenfalls mehr Futter und Zeit und damit erhöhte Kosten.
Zweinutzungshuhn
Das Zweinutzungshuhn ist die Rückkehr zur Nutzung der Hühner in ihrer ursprünglichen Form. Das bedeutet hier werden Hühnerrassen genutzt, die nicht für die Mast oder Eierlegen gezüchtet wurden. Die Hennen können also Eierlegen, die Hähne werden als Masthähnchen gehalten. Damit ist die Haltung beider Hühner wirtschaftlich. Selbstverständlich lässt sich die „Legeleistung“ oder die Menge Fleisch nicht mit den gezüchteten Exemplaren vergleichen.
Initiativen gegen das Töten der männlichen Eintagsküken
(in alphabetischer Reihenfolge)
Hier sind ein paar Initiativen genannt und kurz beschrieben, die das Töten der männlichen Küken von Legehühnern verhindern möchten. Durch höhere Preise können die Mehrkosten aufgefangen werden.
- Bruderherz-Initiative von Basic
Die Bio-Handelskette Basic setzt hier auf die Aufzucht der männlichen Küken.
Webseite Basic Beschreibung der Bruderherz-Initiative - Bruderküken-Initiative von Alnatura
Seit 2016 gibt es diese Initiative zur Änderung.
Webseite Alnatura Bruderküken-Initiative - Bruderhahn Initiative Deutschland (BID)
Dieses Projekt existiert seit 2013 und die beteiligten Höfe sind Biohöfe. Hier werden die Bruderhähne der Legehennen mit aufgezogen. Die Webseite enthält auch eine nach Postleitzahlen sortierte Händlerliste.
Webseite Bruderhahn Initiative - Haehnlein
Haehnlein ist ein Zusammenschluss aus 19 landwirtschaftlichen Bio-Betrieben. Auch hier werden die männlichen Tiere mitaufgezogen und das Fleisch verkauft. Auf der Webseite gibt es eine Händlersuche.
Webseite Hähnlein Konzept - Spitz & Bube
ist ein Projekt von Rewe. Der Name des Projekt kommt von den nicht gekürzten Schnäbeln der Legehennen. Die männlichen Küken werden mitaufgezogen.
Webseite Rewe Spitz & Bube
Fazit
Kükentöten ist ethisch nicht vertretbar und leider ist die Politik und die Judikative nicht in der Lage die Umstände zeitnah zu lösen.
Wenn wir unser Kaufverhalten ändern und mehr über das Thema aufklären, können wir am meisten erreichen.
Nahrung mit dem gebotenen Respekt behandeln!!
Meiner Meinung nach müssen wir nicht alle sofort auf eine vegane Ernährung umstellen, aber das bewusste Einkaufen und Aufmerksamkeit ziehen, beispielsweise über eine Petition halte ich für sinnvoll. Deshalb gerne diesen Artikel weiterverteilen.
Quellen
- Destatis: „Betriebe mit Legehennenhaltung, Erzeugte Eier, Legeleistung:
Deutschland, Jahre, Haltungsformen, Größenklassen der
Hennenhaltungsplätze“, Statistik Nr. 41323-0001
Online abrufbar unter: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/data;sid=39DEEA581F68CE6B685C3B230A07A7B5.GO_1_3?operation=abruftabelleBearbeiten&levelindex=1&levelid=1561721939823&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahlverzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&selectionname=41323-0001&auswahltext=&werteabruf=Werteabruf (zuletzt abgerufen am 28.06.2019) - Planet Wissen: „Hühnerwirtschaft – Vom Tier zum Produkt“, Stand: 19.09.2018.
Online abrufbar unter: http://www.planet-wissen.de/natur_technik/haustiere/huehner/huehnerwirtschaft.jsp (zuletzt abgerufen am 20.06.2019) - Zeit: „Billigfleisch für Afrika“, Stand: 20.01.2015
Online abrufbar unter: https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-01/exporte-gefluegel-afrika (zuletzt abgerufen am 22.06.2019) - Verwaltungsgericht Minden – Urteile vom 30.01.2015 – 2 K 80/14 und 2 K 83/14
Online abrufbar unter: http://www.vg-minden.nrw.de/behoerde/presse/pressemitteilungen/archiv/2015/021_06022015/index.php (zuletzt abgerufen am 20.06.2019) - Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft „Alternativen zum Töten männlicher Küken“, Stand 22.06.2019.
Online abrufbar unter: https://www.tierwohl-staerken.de/nutztiere/themen/alternativen-zum-kuekentoeten/ (zuletzt abgerufen am 22.06.2019)
Bildquellen
- chicks-2232987_1920_Bild von congerdesign auf Pixabay: congerdesign auf Pixabay
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